„Chef, bin heute krank!“ – ZEIT-Artikel mit der Kurtz Detektei Leipzig


Carla Neuhaus präsentierte 2024 in der ZEIT einen großen Artikel zum Thema Krankschreibungsbetrug, an dem Privatdetektiv Patrick Kurtz von der Kurtz Detektei Leipzig als Interviewpartner mitwirkte:


ZEIT-Artikel „Chef, bin heute krank!“


„Noch nie fielen so viele Beschäftigte aus – auch weil es leicht ist, an ein Attest zu kommen. Deutschland kostet das viele Milliarden Euro.



Wenn Privatdetektive Blaumacher überführen


Da will einer zum Rammstein-Konzert – aber der Chef gibt ihm nicht frei. Also meldet er sich krank. Ein typischer Fall für Patrick Kurtz. Der ist Privatermittler. Blaumacher zu ertappen, ist sein Job. „Wir haben auch schon jemanden beim Stelldichein im Wald erwischt, der eigentlich krankgeschrieben war“, sagt er. Ein anderer habe sich ein Attest vom Arzt geholt und sei in die Flitterwochen geflogen.

Es muss schon einiges vorgefallen sein, bis eine Firma bei der Detektei Kurtz anruft und die eigenen Angestellten observieren lässt. Und doch kommt das immer wieder vor. „In der Regel gibt es dann nicht zum ersten Mal den Verdacht, dass sich der Betreffende krankmeldet, obwohl er nicht krank ist“, sagt der Privatermittler. Seine Aufgabe: gerichtsfeste Beweise besorgen. Fotos vom Konzert, vom Flughafen. Für die Kündigung.


Krankentage in Deutschland auf Rekordhoch


Dabei beginnt es oft harmlos. Man würde lieber im Bett bleiben, kann sich nicht aufraffen, zur Arbeit zu gehen – und schwänzt. Die Bettkanten-Entscheidung nennen das die Krankenkassen. Unternehmensberater Joachim Pawlik hält es für ein Massenphänomen. Er hat kürzlich eine Umfrage gemacht, die ergab: Fast 40 Prozent der Erwerbstätigen finden es völlig „okay, mal krankzumachen, auch wenn man eigentlich arbeiten könnte“.

Das passt zu vielem, was in diesem Land gerade schiefläuft. Zur miesen Stimmung. Dem mauen Wachstum. Und zum auffallend hohen Krankenstand. Fast zehn Tage fehlte jeder Versicherte im Schnitt bereits im ersten Halbjahr, zeigt eine Auswertung der Techniker Krankenkasse. So viel wie nie in den ersten sechs Monaten eines Jahres. Dabei hatten die Kassen schon im vergangenen Jahr einen Rekord gemeldet.


Rekord-Krankenstand mit Virenbelastung allein nicht zu erklären


Nun mag man einwenden: Viele Kolleginnen und Kollegen liegen doch gerade tatsächlich flach. Und natürlich stimmt das auch. Nicht alle, die derzeit auf der Arbeit fehlen, sind Blaumacher. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts sind derzeit sowohl Corona- als auch Rhinoviren stark verbreitet. Dadurch leiden für diese Jahreszeit ungewöhnlich viele Menschen an Husten, Schnupfen oder grippalen Infekten.

Allerdings reicht die derzeitige Virenbelastung allein nicht, um den aktuellen Krankenstand zu erklären. Er falle deutlich höher aus als bei früheren Grippewellen, sagt Claus Michelsen. Der Ökonom sitzt in der Geschäftsführung des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen und hat sich die Krankenstände genauer angeschaut. Was ihm aufgefallen ist: In den USA, Kanada oder Australien sind sie seit 2022 deutlich zurückgegangen – in Deutschland steigen sie seitdem erst so richtig an. Läge der hohe Krankenstand allein daran, dass die Hygienemaßnahmen weggefallen sind und dass Erreger sich deshalb wieder stärker verbreiten, müsste sich die Zahl der Krankschreibungen weltweit ähnlich entwickeln. So ist es aber eben nicht.


Kalender mit Eintrag "Krankenstand"; Detektivagentur in Leipzig, Privatermittler in Leipzig, Detektivbüro in Leipzig, Detektiv-Team in Leipzig

Negative Tendenz bei der Grundeinstellung von Arbeitnehmern


Warum fällt Deutschland so negativ auf? Ein Grund dürfte in der Datenerhebung liegen: Seit 2022 müssen Ärzte den Kassen die Arbeitsunfähigkeit von Beschäftigten mit der sogenannten elektronischen Krankschreibung digital melden. Vorher haben Angestellte den gelben Schein in der Firma abgegeben, die dann die Krankenkasse informieren sollte. Weil Betriebe das nicht immer taten, mussten die Kassen die Zahlen schätzen – und haben sie womöglich lange zu niedrig angesetzt. Allerdings müssen sie schon sehr danebengelegen haben, um die große Zunahme an Krankschreibungen zu erklären.

Bleiben die Angestellten selbst. Und tatsächlich zeigt sich: Das Verhalten im Krankheitsfall hat sich seit der Coronapandemie verändert. 2018 gingen noch die Hälfte der Angestellten mit einem leichten Infekt zur Arbeit, heute machen das nur noch 34 Prozent, zeigt eine Umfrage der Krankenkasse Pronova BKK. Auch bei Rückenschmerzen bleiben demnach inzwischen mehr zu Hause.

Die Umfrage ergab aber noch etwas anderes. Nämlich dass sich viele eben doch schon mal krankmelden, obwohl sie es nicht sind. Fast 60 Prozent der Beschäftigten gaben zu, das zu tun. Zehn Prozent sagten sogar, sie täten das häufig.


Überlastung und Unzufriedenheit als Ursachen für Krankschreibungen?


Berater Joachim Pawlik erklärt sich das mit einer allgemeinen Erschöpfung und Unzufriedenheit im Job. Jeder Vierte glaubt seiner Erhebung zufolge, dass es eh keinen Unterschied macht, ob er im Büro auftaucht oder nicht. 28 Prozent fragen sich, warum sie noch zur Arbeit erscheinen, „wenn doch alles bergab geht“.

Ökonomen überrascht das nicht. Menschen lassen sich von der allgemeinen Wirtschaftslage beeinflussen. Sogar bei der Frage, ob sie sich krankmelden oder nicht.


Fehlender Leistungsdruck durch geringe Arbeitslosenquote?


Die Krankenkasse DAK-Gesundheit listet drei Punkte auf, die Krankschreibungen tendenziell steigen lassen: eine geringe Arbeitslosigkeit, eine individuell hohe Belastung im Job und ein schlechtes Betriebsklima. Auf viele Branchen treffen gerade alle drei Punkte zu.

Die meisten Menschen müssen sich trotz der schwachen Konjunktur aktuell keine Sorgen um ihren Job machen – also auch nicht fürchten, entlassen zu werden, wenn sie häufiger mal fehlen. Andererseits aber steigt durch den Fachkräftemangel auch der Druck auf den Einzelnen, mehr leisten zu müssen. „Das ist ein Teufelskreis“, sagt Nils Backhaus von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Meldet sich jemand in einer Abteilung krank, die ohnehin schon unterbesetzt ist, sind die Übrigen noch stärker belastet.


Arbeitnehmer-Ausfallquote als Rezessionstreiber?


Darunter leiden die Betriebe, die Beschäftigten – und die Wirtschaft insgesamt. Bis zu einem gewissen Grad können Firmen Ausfälle zwar kompensieren durch Überstunden oder einen schlechteren Service. Doch dieser Punkt sei längst überschritten, meint Pharmaverbands-Ökonom Michelsen. Zumal das auch nicht in allen Branchen funktioniere. „In der Industrie zum Beispiel machen sich Krankheitsfälle sehr schnell bemerkbar“, sagt er. „Da können Sie nicht einfach das Band langsamer laufen lassen, weil an einer Station nur ein Mitarbeiter steht statt wie sonst drei.“ 

Fallen zu viele Angestellte aus, wird also weniger produziert. So wie im vergangenen Jahr. Michelsen hat das durchgerechnet und kommt auf 25 Milliarden Euro, die Deutschland 2023 entgangen sein dürften, weil ungewöhnlich viele Beschäftigte krankgeschrieben waren. Es ist ein Schätzwert auf Basis von Fehltagen je Branche und Erfahrungswerten aus der Vergangenheit. Doch Michelsen ist überzeugt: „So viel dürfte uns der hohe Krankenstand noch nie gekostet haben.“ Seine These: Wenn nicht so viele ausfallen würden, hätte die deutsche Volkswirtschaft 2023 keine Rezession durchlebt. Michelsens Berechnungen zufolge wäre die Wirtschaft dann um 0,5 Prozent gewachsen.


Politik identifiziert niedrigschwellige Krankschreibung als Problem


Auch die Bundesregierung sieht da ein Problem. In ihrem Papier über die kürzlich beschlossene Wachstumsinitiative heißt es: „In den vergangenen Jahren blieb ein immenses Potenzial des Arbeitsmarktes auch aufgrund des erhöhten Krankenstandes der Arbeitnehmenden ungenutzt.“ Das will sie sich angesichts des mauen Wachstums nicht mehr leisten. Nur, was tun?

Die Regierung nennt in ihrem Papier lediglich eine Option: Sie will die telefonische Krankschreibung überprüfen und sie „im Rahmen einer möglichst bürokratiearmen Lösung anpassen“. Das klingt herrlich unkonkret, zeigt aber, wo die Ampel das größte Problem sieht: Sie fürchtet, dass es in Deutschland schlicht zu leicht geworden ist, sich ein Attest vom Arzt zu besorgen.

Möglich, dass sie recht hat. Seit der Coronapandemie können sich Beschäftigte auch krankschreiben lassen, indem sie lediglich mit dem Arzt telefonieren – also nicht vorbeikommen. Ex-Kanzlerin Angela Merkel wollte damit verhindern, dass Patienten mit Corona in die Praxen kommen und andere anstecken, nur weil sie ein Attest brauchen. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) machte daraus im vergangenen Jahr eine Dauerlösung, um die Praxen zu entlasten.

Nicolas Ziebarth der am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall forscht, meint: „Es ist dadurch definitiv einfacher geworden, sich krankschreiben zu lassen.“ Am Telefon zu flunkern, ist schließlich etwas anderes, als eine Ärztin anzulügen, die einem persönlich gegenübersitzt. Dazu passen die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov von Anfang Juli: 36 Prozent der Männer geben zu, bei einem solchen Telefonat mit einem Arzt schon geschummelt zu haben. Bei den Frauen sind es 19 Prozent.


Mann mit Krankenschein beim Hanteltraining; Wirtschaftsdetektei in Leipzig, Wirtschaftsdetektiv in Leipzig, Wirtschaftsermittler in Leipzig, Detektei-Service in Leipzig

Sport trotz Krankschreibung und Schonungspflicht? Keine Seltenheit bei der Überprüfung verdächtiger Mitarbeiter durch unsere Detektive aus Leipzig.


Geteilte Meinungen zur telefonischen Krankschreibung


Sollte man die telefonische Krankschreibung also wieder abschaffen? Dafür sprechen sich die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sowie einzelne Unionspolitiker aus. Doch Ziebarth ist skeptisch: „Damit erwischen Sie vielleicht einen kleinen Teil der Blaumacher, machen es aber allen anderen wieder schwerer.“ Vor allem den Praxen.

Die Hausärzte klagen, dass ihre Wartezimmer so schon voll seien. „Wenn die Politik jetzt auch noch die telefonische Krankschreibung abschafft, ist die Arbeit gar nicht mehr zu stemmen“, sagt Markus Beier, Vorsitzender des Bundesverbands der Hausärztinnen und Hausärzte. Ohnehin sei die telefonische Krankschreibung nur möglich, wenn der Arzt den Patienten persönlich kenne. Und wenn es um maximal fünf Tage gehe.


Umfang der gesetzlichen Lohnfortzahlung als Ansatzpunkt


Wie könnte man Blaumacher aber sonst stärker abschrecken? Ökonomisch wäre es wohl am sinnvollsten, dort anzusetzen, wo es den Arbeitnehmern am meisten wehtut: bei der Lohnfortzahlung. Dass man trotz Krankschreibung sechs Wochen lang sein Gehalt bekommt, ist in Deutschland selbstverständlich – anderswo nicht. „Mir ist weltweit kein Land bekannt, in dem es eine so großzügige Lohnfortzahlung gibt wie in Deutschland“, sagt Ziebarth. In Schweden bekomme man für den ersten Krankentag kein Geld, danach nur 80 Prozent des Gehalts.

Die Lohnfortzahlung auch in Deutschland zu kappen, dürfte politisch allerdings wohl kaum durchsetzbar sein. Daran ist schon Helmut Kohl (CDU) gescheitert. Zwar senkte seine Regierung sie 1996 tatsächlich auf 80 Prozent des Gehalts ab, löste damit jedoch Massenproteste aus. Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) hob die Zahlung direkt wieder auf 100 Prozent an.


Bonus oder Privatdetektiv – Belohnung oder Abschreckung?


Ziebarth hat eine andere Idee: „Man könnte einen Bonus für Gesunde einführen.“ Wer sich nicht krankmeldet, bekäme am Ende des Monats oder des Jahres eine Extrazahlung. Die auszuhandeln, wäre aber nicht Aufgabe der Politik, sondern der Betriebe. Erste Konzerne denken darüber bereits nach. Der Autobauer Tesla zum Beispiel – sonst nicht gerade für seine Arbeitnehmerfreundlichkeit bekannt – hofft, auf diese Weise den hohen Krankenstand in seinem Werk in Grünheide zu senken.

Für das Betriebsklima ist das sicher förderlicher als der Einsatz von Privatermittlern. Detektiv Patrick Kurtz sagt, er finde in 70 bis 75 Prozent der Fälle Beweise dafür, dass die Zielperson gar nicht krank sei. Wann er scheitert? Wenn jemand zu Hause auf dem Sofa liegt – ob nun krank oder faul, das lässt sich schwer sagen. Und beobachten darf Kurtz jemanden daheim ohnehin nicht. Die Privatsphäre geht vor.“


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Hinweis


Der Originalartikel erschien 2024 in DIE ZEIT. Die Hervorhebungen (Fettschrift), Zwischenüberschriften und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


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Businesstalk am Kudamm – Interview mit Patrick Kurtz: „IT-Sicherheitslücke Mensch“


Patrick Kurtz ist Inhaber von Kurtz IT-Service. Im Interview mit Businesstalk am Kudamm spricht er über den Wettlauf zwischen IT-Sicherheitssystemen und Cyber-Kriminalität.


Der Fachkräftemangel in der deutschen IT


In der Informations-Technologie (IT) fehlen derzeit zehntausende Fachkräfte, die aus deutschen Studiengängen offenbar nicht nachrücken können. Rechnet sich die Maßnahme, Fachkräfte aus dem Ausland einzustellen und zu integrieren?

Patrick Kurtz: Kurzfristig können auf diese Weise sicherlich Kompetenzlöcher gestopft werden. Es stellt sich allerdings die Frage nach der Perspektive. Die Bundesregierung hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie mit IT nicht viel am Hut hat – am eindrucksvollsten belegt durch Angela Merkels berühmte Aussage, das Internet sei für uns alle Neuland. Wenn ein Land fünfzehn Jahre lang mit einer solchen Attitüde regiert wird, kann es kaum verwundern, dass dieses Land einen erheblichen Entwicklungsrückstand gegenüber vielen anderen Industrienationen und auch gegenüber vermeintlichen Entwicklungsländern aufweist. Setzt sich diese Tendenz fort, dass durch die Inlandsausbildung keine Bedarfsdeckung an qualifizierten IT-Kräften besteht, macht man sich zwangsläufig von Dritten abhängig, nicht nur personell, sondern auch technologisch. Das halte ich für sehr unweise, insbesondere in einer Branche mit einer derartigen Zukunftsrelevanz.


Die Zukunft der Speicherkapazitäten


Industrie, Wirtschaft und Privatpersonen nutzen vermehrt die IT. Die Speicherkapazitäten müssen immer größer werden, Datenmengen werden immer gigantischer. Haben wir bald den Zenit erreicht, wo die Datensicherung nicht mehr gewährleistet ist?

Patrick Kurtz: Rein technisch ist ein kritischer Punkt bei den Speicherkapazitäten für mich in absehbarer Zeit nicht erkennbar. Die Weiterentwicklung der Kapazitäten kann mit dem Bedarfsanstieg locker mithalten. Dennoch sollte nicht sorglos mit Speicherkapazitäten umgegangen werden. Aus betriebsökonomischer Sicht ist es sehr vorteilhaft, die eigenen Daten organisiert zu halten und Datenmüll konsequent auszusondern. Auch für das Klima wird die IT immer mehr zum Faktor. Ziel muss es sein, den ökologischen Fußabdruck nicht nur am Wachsen zu hindern, sondern mit energieeffizienteren Speichermöglichkeiten sogar zu reduzieren. Die Balance zu schaffen zwischen voller Funktionalität und klimabewusstem Handeln, ist alles andere als leicht, und sie steht leider auch nicht überall im Fokus.


Das ultimative IT-Sicherheitssystem


Immer wieder gibt es neue Meldungen über Hacker-Angriffe auf lebenswichtige Server und Einrichtungen (Krankenhäuser, Verwaltungen, Banken). Wann gibt es das ultimative Sicherungssystem, welches der Cyber-Kriminalität einen Riegel vorschiebt?

Patrick Kurtz: Nie. Denn es handelt sich ein wenig um ein Henne-Ei-Problem. Angreifer und Verteidiger bedingen sich gegenseitig. Je besser die Schutzmechanismen, desto besser werden die Hacker. Nach den bisherigen Erfahrungen sind sie stets in der Lage, sich schnell zu adaptieren, sie gehen jede Entwicklung mit. Es ist ein Rennen, in dem es immer nur Etappensieger geben kann, aber nie einen Meisterpokal.

Die größte Sicherheitslücke in jedem System ist der Faktor Mensch. Das sicherste System ist eines, das komplett in sich selbst geschlossen ist und kontrolliert bedient wird. Unsichere Passwörter, ungeschultes Personal und Faulheit können auch das stärkste Sicherheitssystem aushebeln. Ich bin der Überzeugung, dass Cyber-Kriminalität nicht verhindert werden kann, solang es Menschen gibt, die Links aus unbekannten E-Mails folgen, ihre Daten aufgrund mangelnder Digitalkompetenz an Phishing-Seiten weitergeben, (eigentlich) verdächtige Anhänge aus unbekannten Quellen herunterladen oder simpelste Passwörter verwenden. Wenn ich nicht schwimmen kann, gehe ich nicht ins Wasser. Für das Internet scheint das allerdings nicht zu gelten. Wem Sicherheit wichtig ist, der sollte zunächst die Spielregeln verstehen lernen. Da ist auch jeder ein bisschen seines eigenen Glückes Schmied.


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Der internationale Datenhandel


Die Fragen des Datenschutzes werden offenbar immer mehr auf die leichte Schulter genommen, die sozialen Netzwerke wie Facebook oder TikTok machen Milliardengeschäfte mit Userdaten. Warum gibt es keine einheitlichen Richtlinien zum Schutz der Kunden?

Patrick Kurtz: Das müssen Sie die Politik fragen. In der Frage steckt aber sicherlich schon der Kern der Antwort: wegen der Milliardengeschäfte. Bei der Abwägung zwischen dem lieben Geld und Bürger-Individualinteressen wie Datenschutz ist der Ausgang in der Regel vorprogrammiert. Zudem gibt es international keine Einigkeit, wie die Datengeschäfte reguliert werden sollten. Das liegt vor allem daran, dass Deutschland ein ganz anderes Interesse an einheitlichen Richtlinien haben dürfte als zum Beispiel Irland.


Anforderungen an IT-Fachkräfte


Die IT-Branche ist im Wandel begriffen: Heute sollten IT-Absolventen Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit und wirtschaftliches Denken mitbringen und technikübergreifend Kompetenz und Human Resources mitbringen. Sehen Sie diese Anforderungen auch in der Branche?

Patrick Kurtz: Diese Fähigkeiten sind natürlich wünschenswert. Aber den perfekten Rundum-Arbeiter gibt es nicht, jeder hat innerhalb seiner jobrelevanten Fähigkeiten eine unterschiedliche Ausprägung von Stärken- und Schwächen. Das ist aber nicht auf die IT-Branche beschränkt, sondern einfach menschlich und damit eine recht banale Feststellung. Gerade im Bereich IT gibt es sicherlich viele „Fachidioten“, die auf manchen Gebieten herausragend kompetent sind und von anderen Bereichen dafür so ganz und gar nichts verstehen. Dieses nicht von ungefähr stammende Bild des ITlers wird ja gerade auch in TV-Fiction sehr häufig bemüht (Stichwort: „Nerd“).

Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass bei der Personalauswahl im IT-Bereich weniger Anforderung als Förderung und Chancen in Betracht gezogen werden sollten.


Interessenkampf bei der Digitalisierung


Inwieweit unterscheidet sich die EDV (elektronische Datenverarbeitung) von der IT (Informationstechnologie)?

Patrick Kurtz: Das Eine (EDV) ist ein Teil des Anderen (IT), ungefähr wie Finanzbuchhaltung ein Teil der Wirtschaftswissenschaften ist. Entsprechend lässt sich kein Unterscheidungspunkt definieren.

Wo sehen Sie in der Zukunft die größten Herausforderungen für die Branche?

Patrick Kurtz: Darin, die richtige Balance zu finden. Man hat die Technophobiker, die Digitalisierung um jeden Preis vermeiden wollen, und die Technophilen, die meinen, auf Teufel komm raus alles digitalisieren zu müssen. Wichtig ist, maßvoll zu handeln und einen gesunden Mittelweg zu finden: Wann und in welchem Umfang kann und sollte digitalisiert werden? Das ist keine einfache Frage, sie bedarf der öffentlichen Diskussion und der klugen Einzelfallentscheidung. 

Herr Kurtz, vielen Dank für das Gespräch.


Hinweise


Der Originalartikel von Dr. Manuela Diehl erschien bei Businesstalk am Kudamm. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


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„Risiko Hacker-Angriff“ – NRZ-Interview mit dem Kurtz IT-Service Düsseldorf zur Attacke auf die Uniklinik

Düsseldorf zur Attacke auf die Uniklinik


Dennis Freikamp von der Neuen Ruhr Zeitung (NRZ) interviewte einen IT-Spezialisten der Kurtz Detektei Düsseldorf sowie Inhaber Patrick Kurtz anlässlich der kürzlich bekannt gewordenen Hackerattacke auf das Universitätsklinikum Düsseldorf.


Risiko Hacker-Angriff: „Politik hat das Thema verschlafen“


Ein Hacker-Angriff auf die Uniklinik Düsseldorf zeigt: Auch Krankenhäuser sind vor Attacken nicht geschützt. Ein Experte übt Kritik.

Egal ob Wahlserver, Unternehmen oder Politiker – immer wieder werden Einrichtungen oder Einzelpersonen Opfer von Cyber-Attacken. Der Hacker-Angriff auf das Uniklinikum Düsseldorf zeigt einmal mehr: Selbst vor kritischer Infrastruktur schrecken die Kriminellen nicht zurück. Aber was sind die Motive der Hacker? Wie groß ist der finanzielle Schaden? Und wie können sich Unternehmen vor solchen Angriffen schützen? Wir haben mit einem IT-Forensiker der Detektei Kurtz gesprochen.


Was genau macht ein IT-Forensiker? Was sind die Aufgabenfelder?


IT-Forensiker werden von Unternehmen hinzugezogen, falls ein Hacker-Verdacht vorliegt. „Dabei gibt es einen Unterschied zwischen internen und externen Tätergruppen“, erklärt der Experte, der aus Sicherheitsgründen lieber anonym bleiben möchte. Die Arbeit eines IT-Forensikers umfasse die Bereiche DatenanalyseDatenrettungBeweissicherung und das Erstellen gerichtsverwertbarer Gutachten. „Kommerzielle Forensiker sind in der Regel auf interne Täter fixiert. Bei externen erfolgen Voruntersuchungen sowie Schadens- und Tatdokumentationen, die dann in der Regel in polizeiliche Ermittlungen münden.“


Welchen Nutzen versprechen sich die Hacker bei einem Angriff?


Die Beweggründe der Täter seien sehr unterschiedlich. Sie reichen von Wirtschaftsspionage bis hin zu militärischen oder nachrichtendienstlichen Interessen, so der Experte. „In einigen Fällen stecken auch Privatpersonen hinter dem Angriff.“ Sie verfolgen individuelle Motive. „Meist finanzielle Interessen, zuweilen werden sie aber auch von Eitelkeit oder fehl gerichtetem Sportsgeist geleitet, selbst die sichersten IT-Schutzvorkehrungen oder größten Unternehmen knacken zu können“, erklärt der IT-Forensiker.

Ziel der Hacker sei das Abschöpfen sensibler Daten, beispielsweise um Konkurrenzfirmen auszuspähen oder zur „strategischen Vorbereitung von Kriegen in der kritischen Infrastruktur“. Einige Täter nutzen die Informationen, um Privatpersonen und Unternehmen unter Druck zu setzen und ein Lösegeld zu erpressen. Auch der IT-Ausfall an der Uniklinik Düsseldorf beruht nach Angaben der NRW-Landesregierung auf einem Hacker-Angriff. Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) sagte am Donnerstag im Landtag, die Täter hätten nach Kontakt zur Polizei die Erpressung zurückgezogen.


Die Cyberattacke auf die Uniklinik Düsseldorf hatte nach aktuellen Erkenntnissen finanzielle Motive.

Wie groß ist der wirtschaftliche Schaden eines Hacker-Angriffs?


„Dazu sind mir keine allgemein gültigen Zahlen bekannt“, so der Experte. „Das hängt auch von der finanziellen Ausstattung des Opfers ab.“ Bei den Auftraggebern der Detektei Kurtz variiere der Schaden zwischen einigen Tausend Euro und mehrstelligen Millionenbeträgen. „Das bemisst sich vorrangig an der Größe des Unternehmens und an den Folgeschäden.“ Der Hacker-Angriff auf das Lukaskrankenhaus Neuss hatte Medienberichten zufolge im Februar 2016 einen Gesamtschaden von 900.000 bis eine Million Euro verursacht. Damals hatte ein Virus die komplette Klinik lahmgelegt.


Wie gut sind Unternehmen auf solche Angriffe vorbereitet?


Mehr als 20 Jahre nach der Einführung des World Wide Web sagte Angela Merkel 2013 auf einer Pressekonferenz mit dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama: „Das Internet ist für uns alle Neuland.“ Ein Satz, für den die Bundeskanzlerin viel Spott erntete und der eindrucksvoll den „rückständigen Charakter“ der deutschen IT-Entwicklung verdeutliche, so der IT-Forensiker. Noch immer habe Deutschland im Vergleich mit anderen Industrieländern vergleichsweise geringe Kompetenzen in den Bereichen Hard- und Softwareherstellung. „Wir sind von Dritten abhängig“, kritisiert der Experte.

Auf Initiative der Bundesregierung habe das Thema IT-Sicherheit aber zumindest in der kritischen Infrastruktur einen höheren Stellenwert bekommen. Dazu zählen Krankenhäuser, Kraftwerke und andere Einrichtungen, deren Zerstörung eine erhebliche Beeinträchtigung des Allgemeinwohls nach sich ziehen könnte. „Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen verlassen sich aber auf die Herstellervoreinstellungen und scheuen die Kosten für individuelle IT-Sicherheit.“ Ein Umdenken finde oftmals erst dann statt, wenn es bereits zu spät ist.


Hat sich die Gefahr, Opfer eines Angriffs zu werden, erhöht?


„Dadurch, dass sich das Verhältnis zwischen digitalisierter und analoger Informationsspeicherung immer weiter in Richtung Digitalisierung verschiebt, bieten Unternehmen zunehmend größere Angriffsflächen für Hacker“, erklärt Patrick Kurtz, Inhaber der Detektei Kurtz. Das Betätigungsfeld von Kriminellen werde stetig größer, zudem würden immer mehr Jugendliche mit einschlägigen IT-Kenntnissen nachrücken. „Entsprechend steigt die Gefahr von IT-Angriffen sowohl hinsichtlich der Häufigkeit als auch der Schadenshöhe.“


Wie groß ist die Erfolgschance, die Täter ausfindig zu machen?


Die Erfolgsquote bei internen Tätern sei sehr hoch. „Bei externen Tätern sind die Chancen deutlich geringer, unter anderem weil uns notwendige Befugnisse fehlen, die den Behörden vorbehalten sind“, so der IT-Forensiker. Den Behörden fehlten hingegen oftmals die notwendigen Kompetenzen. „Die Politik hat das Thema verschlafen.“ Die deutsche Polizei kämpfe mit zu wenig Personal und Ausstattung. Zudem funktioniere die internationale polizeiliche Kooperation nur in großen Zusammenhängen – „wenn Politik involviert ist und es nationale Egoismen zulassen“.

IT-technische Alltagskriminalität sei „sehr profitabel“ und habe offenbar keinen ernstzunehmenden Verfolgungsdruck durch die Behörden zu befürchten, kritisiert der IT-Forensiker. „Die Softwarefirma ‚Symantec‘ geht davon aus, dass die organisierte Kriminalität mittlerweile mehr Geld mit Internetkriminalität verdient als mit Drogen.“


Was können Unternehmen tun, um sich zu schützen?


IT-Experten als Gegenspieler zur wachsenden Zahl der Angreifer werden wichtiger und wichtiger“, mahnt Inhaber Kurtz. Wer es sich als Unternehmen nicht leisten könne, einen eigenen IT-Spezialisten zu beschäftigen oder eine ganze IT-Abteilung zu unterhalten, sollte zumindest externe Hilfe in Anspruch nehmen. Nur so könne die IT-Struktur „im Rahmen der Verhältnismäßigkeit auf ein solides Sicherheitslevel“ gestellt werden. „Aufwand und Nutzen sind natürlich stets der Kostenabwägung unterworfen und variieren stark nach dem individuellen Gefährdungspotenzial des jeweiligen Unternehmens“, so Kurtz.


Hinweise


Der Originalartikel von Dennis Freikamp erschien in der Neuen Ruhr Zeitung. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


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„Attentäter von Hanau traf sich mit NRW-Detektei in Dortmund“ – RUHR24


„Nach dem Terror-Anschlag von Hanau kommen weitere Details ans Tageslicht. Demnach soll Attentäter Tobias R. ein Treffen in Dortmund abgehalten haben.



Attentäter von Hanau litt unter Verfolgungswahn


Dortmund – Neue Wendung im Fall Tobias R. nach dem Attentat mit mehreren Todesopfern in Hanau! Wie eine Detektei namens „Kurtz“ aus Wuppertal gegenüber RUHR24.de angibt, habe der Attentäter von Hanau bereits im Juni 2019 Kontakt zu der Detektei aufgenommen. R. habe sich demnach von allen Seiten verfolgt gefühlt und sei insbesondere der Überzeugung gewesen, dass die Welt von einer Geheimorganisation unter amerikanischer Führung geleitet werde, von der in Deutschland nur Angela Merkel Kenntnis habe, gibt Geschäftsführer Patrick Kurtz gegenüber unserer Redaktion an.

Tobias R. hatte laut Angaben der Detektei Kenntnis davon erlangt, dass Ermittler des Unternehmens aus Wuppertal über gute Behördenkontakte verfügten. „Er wollte, dass wir ihm einen Kontakt zum BND und diversen anderen staatlichen Organisationen vermitteln. Dieses Anliegen lehnten wir ab“, sagt Unternehmensleiter Patrick Kurtz. Hintergrund sei gewesen, dass R. gedacht habe, nur er, der BND und Merkel wüssten über eine Verschwörung Bescheid, wonach der Geheimdienst der USA das Geschehen auf der Welt bestimme.

Kurtz zufolge sei es im Oktober 2019 zu einem Treffen zwischen R. und der Detektei aus dem Bergischen Land gekommen. Das Treffen habe in Dortmund stattgefunden, im Dieckmann’s an der Wittbräucker Straße im Süden der Stadt. R. habe sogar das Manifest, das Ermittler nach der blutigen Tat von Hanau fanden, bereits dabei gehabt. Daraus hätte er dem Ermittler der Detektei – der aus Unna stammt – Passagen daraus vorgelesen.

„Im Termin wurde allerdings schnell klar, dass er unter Verfolgungswahn und weiteren psychologischen Problemen/Störungen litt“, so Kurtz. Und weiter: „Wir haben solche Problemfälle fast täglich, aber man denkt natürlich nicht, dass dann einmal so eine Bluttat daraus entsteht, zumal Herr R. keinerlei Anzeichen von Gewaltbereitschaft zeigte.“


Attentäter von Hanau traf sich mit Detektei aus Wuppertal in Dortmund


Vorwürfe, die Detektei hätte die zehn Opfer von Hanau verhindern können, macht sich Patrick Kurtz aber nicht. „Wenn wir jeden Schizophrenen melden würden, der sich hier bei uns in der Detektei meldet, würde die Polizei täglich einen Anruf von uns bekommen“, sagt der Unternehmensleiter gegenüber RUHR24. Zwar habe Tobias R. wirre Theorien vorgetragen, sei dabei aber gleichzeitig „eloquent und intelligent“ rübergekommen. Zu dem Termin in Dortmund sei er im Anzug und frisch frisiert erschienen.

Im Gespräch mit R. erlangte die Detektei aus Wuppertal die Information, dass der spätere Attentäter von Hanau einen Freund gehabt haben soll, mit dem er sich über seine Gedanken ausgetauscht habe.“


Hinweise


Der Originalartikel erschien in RUHR24. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


Unser Beileid gilt den Opfern und ihren Angehörigen.


Kurtz Detektei Dortmund

Münsterstraße 56

44145 Dortmund

Tel.: 0231 8401 0065

E-Mail: kontakt@kurtz-detektei-dortmund.de

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https://www.kurtz-detektei-dortmund.de/2020/02/27/attentäter-von-hanau-traf-sich-mit-nrw-detektei-in-dortmund-ruhr24/

„Hanau-Täter kontaktierte Detektei“ – Kurtz Detektei Frankfurt zur Hanauer Bluttat in der hessenschau des hr (TV)

https://www.hessenschau.de/tv-sendung/hanau-taeter-kontaktierte-detektei,video-115402~_story-hanau-gewaltverbrechen-ticker-donnerstag-freitag-100.html


Sandra Tzschaschel vom Hessischen Rundfunk befragt Privatdetektiv Holger E. im Büro der Kurtz Detektei Frankfurt zu seiner Begegnung mit dem Attentäter von Hanau, Tobias Rathjen, im Oktober 2019 in Dortmund. Oben der Link zum Video und nachfolgend die Abschrift.


„Tobias R. wollte Detektei beauftragen“


Artikel auf hessenschau.de


Der mutmaßliche Täter Tobias R. hat im Juni 2019 offenbar Kontakt zur Wuppertaler Kurtz Detektei aufgenommen. Er wollte die Detektei beauftragen, Kontakte zum BND, zu Nachrichtendiensten und der Bundeskanzlerin herzustellen. Detektei-Inhaber Patrick Kurtz erklärte dem hr, dass ein Ermittler sich im Oktober 2019 mit Tobias R. in Dortmund getroffen habe. Es sei aber nicht zu einer Beauftragung gekommen, da der Mann offenbar unter Verfolgungswahn litt. In einer Branche, die sich auch mit Abhörschutz und Lauschabwehr beschäftigt, sei der Mann jedoch kein Einzelfall gewesen. „Täglich rufen Leute an, die unter Verfolgungswahn leiden.“ Ausländerfeindlich habe er sich nicht geäußert.

Bereits am Morgen hatte Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigt, dass die Bundesanwaltschaft schon im vergangenen November Kontakt mit dem mutmaßlichen Attentäter von Hanau hatte. Damals sei bei seiner Behörde eine Anzeige des Mannes eingegangen. Er habe darin Strafanzeige gegen eine unbekannte geheimdienstliche Organisation gestellt.


„Hanau-Täter kontaktierte Detektei“ – hessenschau


Sandra Tzschaschel: „Tobias R., der mutmaßliche Täter aus Hanau, er radikalisierte sich im Internet. Allein, ohne rechtsextremes Netzwerk. Davon gehen die Behörden aus. Er gilt als zurückgezogener Mensch. Aber Tobias R. suchte weit vor seiner Tat Kontakt, suchte Beweise für seine Wahnvorstellungen, wandte sich im vergangenen Jahr an eine Detektei. Im Oktober kam es sogar zu einem persönlichen Gespräch in Düsseldorf. Was er wollte, beschreibt Holger E. heute mir und seinem Chef bei einem Gespräch in Frankfurt.“

Detektiv „Holger E.“: „Er brauchte von uns unsere Mitarbeiter, BND oder MAD, oder am besten noch Verfassungsschutz oder am allerbesten Frau Merkel. Wir sollten ihm den Kontakt ermöglichen und sollten ihm Telefonnummern geben. Er fing auch sofort an und hat mir seinen Werdegang von Kindesbeinen an erzählt. Und hat mir auch Passagen aus diesem „Manifest“ vorgelesen.“


Tobias Rathjel kontaktierte die Behörden eigenständig


Sandra Tzschaschel: „Tobias R. wandte sich auch an den Generalbundesanwalt in Karlsruhe wegen seiner Angst vor einer Geheimorganisation, und nicht nur dort suchte er die Aufmerksamkeit.“

Holger Schmidt, Terrorismusexperte: „Ich habe den Eindruck, er hat sich auch an Landesstaatsanwaltschaften gewandt und nach meinem Eindruck auch mit hessischen Behörden umfangreichen Schriftverkehr geführt. Nach meinem Eindruck hat er das, was ihn beschäftigt hat, dass es eben eine Verfolgung, eine Macht, irgendetwas Komisches gibt, was ihm nachstellt, mit zahlreichen Behörden besprochen.“


Noch immer kein bundesweites Waffenregister


Sandra Tzschaschel: „Was niemandem aufstieß: Tobias R. hatte Waffen. Legal. Zwei waren auf seiner Waffenbesitzkarte eingetragen, ausgestellt 2013 von der zuständigen Kreisbehörde – an einen 43-jährigen Mann mit Wahnvorstellungen. Ein bundesweites Waffenregister existiert nicht.

Holger Schmidt: „Die Frage, wer eine Waffe bekommt, wer sie führen darf und welche Rechte damit einhergehen, also Waffenschein oder Waffenbesitzkarte – das ist Sache der Länder beziehungsweise der Kommunen. Nach meinem Eindruck gibt es bisher keine Möglichkeit, das zentral abzufragen, sondern es ist jeweils immer eine Frage der beteiligten regionalen Behörden. Ob das so bleiben kann, das ist jetzt natürlich die Frage.“



Informationssystem der Behörden nicht mehr zeitgemäß


Sandra Tzschaschel: „Seine Tötungs- und Terrorabsichten hat Tobias R. für sich behalten. Keine Andeutung hierzu, auch nicht gegenüber den Detektiven.“

Detektiv „Holger E.“: „Er hatte für mich nicht den Eindruck eines Gefährders gemacht. Und ich bin Sicherheitsberater, ich hab auch ein gewisses Gespür für Leute, die gefährlich werden können.“

Sandra Tzschaschel: „Zehn Menschen erschoß Tobias R., und die Detektive fragen sich, warum niemand ihm rechtzeitig seine Waffen wegnahm.“

Detektiv „Holger E.“: „Das ist alles bei uns schlecht organisiert bei der Polizei, einfach weil das nicht zentral gemacht wird. Der Beamte, der vorne sitzt am Pult in der Polizeistation, der muss mit ein paar Klicks und dem Namen und dem Geburtsdatum sofort sehen: Was ist das überhaupt für einer?“

Sandra Tzschaschel: „Zweieinhalb Stunden hat das Gespräch damals gedauert. Die Detektive haben ihre weitere Unterstützung angeboten. Tobias R. hat aber den Kontakt zu ihnen abgebrochen. Vier Monate vor seiner Terrortat in Hanau.


Richtigstellung


Das Treffen unseres Unnaer Detektivs Holger E. mit Tobias Rathjen fand nicht in Düsseldorf, sondern im Landhaus Dieckmanns in Dortmund statt.


Unser Beileid gilt den Opfern und ihren Angehörigen.


Kurtz Detektei Frankfurt

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„Hanau: Detektiv geschockt: ‚Ich saß mit dem Attentäter am Tisch‘ – Das forderte er“ | Der Westen


„Der Westen“ über die Kurtz Detektei Wuppertal und Tobias Rathjen


Holger E., Privatdetektiv der Kurtz Detektei Wuppertal, traf den mutmaßlichen Attentäter von Hanau, Tobias Rathjen, im Oktober 2019 in Dortmund. Ein Bericht von „Der Westen“:


„Hanau: Detektiv geschockt: ‚Ich saß mit dem Attentäter am Tisch‘ – Das forderte er“


Hanau/Wuppertal. Tobias Rathjen tötete in Hanau zehn Menschen – dann sich selbst. Jetzt kommt raus: Er hatte im vergangenen Jahr Kontakt zu Angela Merkel und dem Bundesnachrichtendienst gesucht.

Der Attentäter von Hanau kontaktierte dazu die Wuppertaler Detektei Kurtz, die ihm einen Kontakt zu den höchsten Behörden in Deutschland beschaffen sollte. Das sagte Detektei-Chef Patrick Kurtz gegenüber DER WESTEN.

„Er hatte Kenntnis davon erlangt, dass wir über sehr gute Behördenkontakte verfügen, und wollte, dass wir ihm einen Kontakt zum BND und diversen anderen staatlichen Organisationen vermitteln“, so Kurtz. Das lehnte die Detektei ab.


Hanau: Tobias Rathjen suchte Kontakt zu Angela Merkel und BND


Demnach habe sich Rathjen im Juni 2019 telefonisch gemeldet. „Er wollte sich unbedingt persönlich mit mir treffen, was bei uns nicht Usus ist“, so Kurtz. Deshalb ging der Fall an den erfahrenen Privatdetektiv Holger (Name von Redaktion geändert) aus Unna, der „sein Profil psychologisch spannend fand“ und schauen wollte, ob er Rathjen irgendwie helfen könne.

Im Oktober 2019 habe es ein Treffen des Ermittlers mit Rathjen im Dortmunder Landhaus Dieckmanns gegeben. Maximal 1,80 m groß, helles Hemd, schwarze Schuhe, dunkler Anzug, so erscheint Rathjen. „Ein Durchschnittstyp“, so der Detektiv.


Das Hanau-„Manifest“ – bereits im Oktober 2019


„Ich saß zweieinhalb Stunden mit ihm zusammen“, erzählt Holger, der als beratender Privatdetektiv für die Detektei Kurtz tätig ist. „Aus seiner Aktentasche zog er das Manifest, hat es auf den Tisch gelegt“, erinnert sich Holger.

In dem 24-seitigen Manifest, das der Hanauer Attentäter auf einer Homepage hochgeladen hatte, spricht er davon, „dass bestimmte Völker vernichtet werden müssten, deren Ausweisung aus Deutschland nicht mehr zu schaffen sei.“ Doch er schreibt auch, dass er die Politik mit seinen Gedanken steuere und Hollywoodfilme ebenfalls auf seinen Ideen beruhten.

Detektiv Holger habe es nicht selbst gelesen, sondern nur Absätze daraus vom Attentäter aus Hanau vorgelesen bekommen.



„Keinerlei Anzeichen von Gewaltbereitschaft“


Er habe geäußert, dass eine Geheimorganisation im Schatten die Welt steuere und in Deutschland neben ihm nur Kanzlerin Angela Merkel und der Chef des BND, Gerhard Schindler, davon wüssten.

„Ich habe ihn auch gefragt, warum ausgerechnet er ausgewählt worden sei“, berichtet Holger. Tobias Rathjen berief sich auf sein Manifest, in dem alles stehen würde.

„Im Termin wurde allerdings schnell klar, dass er unter Verfolgungswahn und weiteren psychologischen Störungen litt“, so Kurtz, der betont: „Wir haben solche Problemfälle fast täglich, aber man denkt natürlich nicht, dass dann einmal so eine Bluttat daraus entsteht, zumal Herr Rathjen keinerlei Anzeichen von Gewaltbereitschaft zeigte.“

Auch offen rassistisches oder rechtsextremes Gedankengut habe er beim Treffen mit dem Detektiv nicht geäußert.


Gab es einen Mitwisser?


Doch ein Detail aus dem Gespräch mit dem Detektiv dürfte Ermittler in Hessen besonders interessieren. Er soll angegeben haben, dass er sich mit einem „Bruder im Geiste“ über seine Ideen austausche. „Er sprach von einem Freund, der seine Gedanken teile“, so Holger.

Die Frage von Mitwissern und Unterstützern ist einer der Punkte, die die Ermittler in den nächsten Tagen und Wochen genauer unter die Lupe nehmen, kündigte Generalstaatsanwalt Peter Frank an.

Bislang gebe es keine Erkenntnisse, dass der 43-Jährige vorher „mit anderen Personen geredet oder um Unterstützung gebeten hat“, sagte Frank am Freitag in Berlin.


Ermittler erkennt Manifest wieder


Am Donnerstag erkannte Holger das Manifest des Attentäters wieder. „Ich habe mich natürlich hinterfragt: Habe ich etwas falsch gemacht?“ Doch es gebe im Jahr 20 bis 30 Anfragen von offensichtlichen Verschwörungstheoretikern.

„Eine solche Tat war für mich nicht zu erkennen“, so der Detektiv, der die Behörden über sein Treffen mit dem Attentäter in Kenntnis gesetzt hat.


Richtigstellung


Zur besseren Einordnung: Die Detektei Kurtz verzeichnet durchschnittlich circa einmal pro Arbeitstag einen Anruf von wechselnden offenkundig psychisch gestörten Personen, Tendenz: steigend. Die Angabe „20 bis 30 Anfragen“ pro Jahr bezieht sich allein auf unseren Unnaer Detektiv Holger E.

Laut Tobias Rathjens‘ Aussage im Oktober 2019 wisse nicht explizit der Präsident des BND, Bruno Kahl, von der erdachten „Geheimorganisation“, sondern vielmehr der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Thomas Haldenwang.


Kommentar der Detektei Kurtz


Psychische Erkrankungen sind nach unserer täglichen Erfahrung ein stetig wachsendes Problem in der Bundesrepublik. Sofern keine hinreichenden Lösungen zur Bekämpfung der Ursachen gefunden werden, muss bei der Prävention derartiger Straftaten wie des Attentats von Hanau dringend nachgebessert werden. Ansonsten sind ähnlich geartete Folgetaten zu erwarten.

Die Nichtbeachtung des Hanauer Attentäters durch die Bundesanwaltschaft, das behördeninterne Protokoll bei der Bewertung und Überprüfung potentieller Gefährder, insbesondere in Hinsicht auf Waffenbesitz, sowie die tatsächliche Kontrollmacht des Staates über seine Waffenbesitzer in Real-Deutschland müssen zwingend und dringend überdacht werden.


Hinweise


Der Originalartikel von Marcel Storch erschien in „Der Westen“. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


Unser Beileid gilt den Opfern und ihren Angehörigen.


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„Attentäter von Hanau hatte Verbindung nach Wuppertal“ – Radio Wuppertal 107,4


Interview Radio Wuppertal mit Detektiv Patrick Kurtz zum Hanau-Attentäter


Sebastian Kaiser von Radio Wuppertal 107,4 befragte Patrick Kurtz von der Kurtz Detektei Wuppertal in Barmen zwei Tage nach dem Hanau-Attentat zu seiner Verbindung mit dem mutmaßlichen Täter Tobias R. Der Audio-Mitschnitt des Gesprächs ist hier abrufbar. Nachfolgend eine Abschrift.


Anliegen des späteren Täters: Vermittlung von Behördenkontakten


Radio Wuppertal: „Sie hatten vor vier Monaten ein Treffen mit dem Attentäter von Hanau. Wie kam es dazu?“

Patrick Kurtz: „Der Attentäter hatte sich schon im Juni an uns gewandt, weil er unbedingt gern ein Treffen mit mir persönlich haben wollte. Das ist dann allerdings nicht zustande gekommen, sondern er hat sich mit einem Ermittler aus Unna getroffen, der für mich arbeitet. Der Hintergrund der Anfrage war, dass er unbedingt die Vermittlung eines Behördenkontaktes haben wollte, entweder zum BND oder zum MAD oder zu anderen Behörden, weil er der Meinung war, dass es eine Geheimorganisation gebe, die die gesamte Weltpolitik bestimme und von der in Deutschland lediglich Angela Merkel und der Chef des Bundesverfassungsschutzes wissen würden. Und er wollte sich eben an diese Personen wenden, wollte den Kontakt über uns vermittelt bekommen, um seine persönliche Paranoia, seine persönlichen Verschwörungstheorien aufzuklären.“

Radio Wuppertal: „Wussten Sie schon, als der Kontakt zustande kam, dass der diese Verschwörungstheorien hat?“

Patrick Kurtz: „Die Verschwörungstheorien hatte er beim Erstkontakt natürlich noch nicht erwähnt. Er wollte erst einmal mit mir persönlich ein Treffen haben. Das ist logistisch meistens sowieso nicht möglich, dafür habe ich einfach andere Ermittler, die sich um solche Auftragsgespräche kümmern. Dementsprechend ist er dann weitervermittelt worden an andere Ermittler. Die meisten Ermittler wollten das aber sowieso schon nicht annehmen, während es aber meinen Ermittler aus Unna sehr interessiert hat – aus psychologischen Gründen. Er wollte einfach mal schauen: Wie tickt denn so ein Mensch? Wir haben ganz, ganz häufig solche Anfragen – von paranoiden Leuten, von schizophrenen Leuten. Aber er war eben noch mal so ein kleines bisschen spezieller, dadurch dass er sehr, sehr eloquent wirkte, dass er intelligent wirkte. Und abgesehen von seinen Theorien, die natürlich vollkommen wirr waren, keine Anzeichen gezeigt hat dafür, dass er tatsächlich Gewaltpotential hat und auch im Allgemeinen: dass er vollkommen verrückt war. Das muss man ja so feststellen.“



Der Eindruck im persönlichen Treffen


Radio Wuppertal: „Welchen Eindruck hat er denn gemacht im Treffen?“

Patrick Kurtz: „Das Treffen fand im Landhaus Dieckmanns statt, in Dortmund. Er kam dort im Anzug an, hatte kurze Haare, sah sehr gepflegt aus. Da würde man nie vermuten, dass dahinter so etwas steckt.“

Radio Wuppertal: „Und er hat nicht gewalttätig gewirkt?“

Patrick Kurtz: „Er hat nicht im allergeringsten gewalttätig gewirkt. Er hat meinem Ermittler Teile seines „Manifests“ vorgelesen. Er hatte das gesamte „Manifest“ dabei. Ich kann nicht sagen, ob es hundertprozentig dem entspricht, was jetzt veröffentlicht worden ist, aber zumindest in sehr, sehr weiten Teilen, wenn nicht wirklich komplett. Und er hat eben Teile daraus vorgelesen. Aber er hat wohl bewusst das rausgelassen, wo es um die gröberen Gewaltaufforderungen geht, und hat eben die etwas harmloseren Passagen vorgetragen. Aus diesen harmloseren Passagen war aber natürlich für den Ermittler schon vollkommen klar, dass der Mann unter Verfolgungswahn leidet und dass das keine zielführende Ermittlung werden würde, wenn wir jetzt wirklich einen Vertrag mit ihm schließen würden.“

Radio Wuppertal: „Das heißt, es ist bei dem einen Treffen geblieben?“

Patrick Kurtz: „Es ist bei dem einen Treffen geblieben und es gab vorher diverse Telefonate, bevor es zu diesem Treffen gekommen ist.“


In einem Kaminzimmer des Dortmunder Restaurants Dieckmanns trafen sich der Unnaer Ermittler der Detektei Kurtz und Tobias R. im Oktober 2019.


Alltag in einer Detektei: Verschwörungstheorien en masse


Radio Wuppertal: „Diese Verschwörungstheorien, dieser Verfolgungswahn sind das Eine. Hat er irgendwie sich rassistisch geäußert?“

Patrick Kurtz: „Ob er sich rassistisch geäußert hat, kann ich gar nicht sagen. Ich war ja, wie gesagt, nicht persönlich beim Gespräch dabei. Da müsste ich noch mal nachfragen bei meinem Kollegen.“

Radio Wuppertal: „Sie haben es eben schon gesagt, vielleicht noch ein paar Sätze dazu: Das ist nicht ungewöhnlich für eine Detektei – sowas, Menschen mit Verschwörungstheorien, mit Verfolgungswahn?“

Patrick Kurtz: „Das ist bei uns überhaupt nicht ungewöhnlich, dass Leute mit psychischen Störungen bei uns anrufen. Wir haben eine Abteilung Lauschabwehr und Abhörschutz. Die lädt natürlich schon per se dazu ein, dass Leute, die sich verfolgt fühlen, sich an uns wenden, weil sie glauben, wir könnten Abhörmittel aufspüren, die in ihren Wohnungen vermeintlich verbaut sind, in ihren Fahrzeugen oder manchmal auch in ihren Köpfen, in ihren Körpern im Allgemeinen. Da gibt’s die tollsten Geschichten. Deswegen wenden die sich eben an uns. Und das haben wir, würde ich sagen, fast jeden Tag. Bei diesem Attentäter war nicht weiter zu erkennen, dass er ein besonderes Gefährdungspotential aufweisen würde im Vergleich zu den anderen.“


Wie der letztjährige Kontakt wiederentdeckt wurde


Radio Wuppertal: „Nachdem das Attentat war, wann und wie haben Sie dann realisiert: Mit dem hatten wir Kontakt?“

Patrick Kurtz: „Wir haben heute Morgen festgestellt, nachdem das „Manifest“ veröffentlicht worden war, dass wir mit ihm Kontakt hatten. Dem Ermittler ist aufgefallen, dass der Wortlaut eins zu eins dem entsprach, was ihm der Attentäter damals beim Treffen vorgetragen hatte. Dann haben wir dementsprechend unsere Anfragenlisten durchgeguckt und sind tatsächlich auf diese Person gestoßen, dass sie im Juni bei uns angerufen, um ein Treffen gebeten und dann noch diverse weitere Male angerufen hat.“

Radio Wuppertal: „Was haben Sie da gedacht, als Sie gemerkt haben: Meine Detektei hatte Kontakt mit dem Attentäter?“

Patrick Kurtz: „Ich hab erst mal gedacht, wahrscheinlich haben wir dann jetzt Informationen, die relevant sein könnten für die Polizei. Wir haben auch direkt den Kontakt zur Polizei gesucht. Und dann natürlich weitergehend, dass es auch relevant wäre für die Presse und dementsprechend sind wir jetzt im Gespräch.“


Hätte die Tat vorhergesehen werden können?


Radio Wuppertal: „Aber Sie haben jetzt auch kein schlechtes Gefühl? Uns hätte da was auffallen müssen/können? Die Frage stellt man sich ja wahrscheinlich? Das ist erst mal so ein menschlicher Impuls, oder?“

Patrick Kurtz: „Ja. Ich kann das vollkommen nachvollziehen, dass man sich als Außenstehender diese Frage stellt: Hätte einem das nicht auffallen müssen angesichts dessen, was er auch geschildert hat? Aber wenn Sie hier wären, wenn Sie hier täglich arbeiten würden bei uns und würden sich anhören, was hier alles an Anrufen reinkommt mit den verrücktesten Geschichten … Wenn man wirklich jede einzelne dieser Geschichten ganz ernst nehmen würde und würde sagen, da muss man jetzt eine Meldung machen an die Polizei – die würden gar nicht mehr den Hörer abnehmen, weil wir so viele Geschichten zu schildern haben. Das würde wirklich überhaupt keinen Sinn machen.“


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„Hanau-Täter Tobias R. bat Wuppertaler Detektei schon 2019 um Hilfe“


Bericht über die Detektei Kurtz und Tobias R. in der Westdeutschen Zeitung


Abwimmeln ließ sich Tobias R. nicht so leicht. Immer wieder habe der Mann im vergangenen Jahr bei der Detektei Kurtz, die unter anderem einen Sitz in Wuppertal-Barmen hat, angerufen und die dort tätigen Experten um Rat gefragt: Im Juni 2019 zum ersten Mal, dann weitere Male, im Oktober wohl immer drängender. Tobias R. fühlte sich offenbar „von allen Seiten verfolgt und war insbesondere der Überzeugung, dass die Welt von einer Geheimorganisation unter amerikanischer Führung geleitet werde, von der in Deutschland nur Angela Merkel und der Chef des Bundesverfassungsschutzes Kenntnis hätten“, erzählt dieser Redaktion am Freitag Patrick Kurtz, ein Thüringer, der gerade von Wuppertal aus seine 30 Betriebsstätten starke Detektei mit Hauptsitz in Leipzig leitet. Kurtz wirkt glaubwürdig.

Die „sehr guten Behördenkontakte“ der Detektei habe R. für einen Kontakt zum Bundesnachrichtendienst und „diversen anderen staatlichen Organisationen“ nutzen wollen. Das Anliegen habe man abgelehnt. Dann habe es ein Treffen mit einem von Kurtz’ Ermittlern gegeben, dem Tobias R. ein selbst verfasstes Manifest vorgelegt habe. Angeblich genau jenes Manifest, das zwei Tage nach dem rassistischen Terror-Anschlag von Hanau, bei dem elf Menschen ums Leben gekommen sind, die Republik beschäftigt.

Soll heißen: Patrick Kurtz hat Kontakt zum Täter von Hanau gehabt, hat selbst mit ihm telefoniert. Und einer seiner Ermittler, der seinen Namen nicht genannt wissen will, habe sich am 24. Oktober vergangenen Jahres im Landhaus Dieckmanns in Dortmund mit Tobias R. getroffen. „Er ist neugierig geworden, weil Tobias R. absolut eloquent und intelligent wirkte. Er wollte herausfinden, ob wir nicht doch irgendwie tätig werden können“, erzählt der 30 Jahre alte Kurtz am Freitag.



„Wir haben solche Problemfälle fast täglich“


Im Termin in Dortmund sei schnell klar geworden, dass Tobias R., der mit „grauem Anzug, kurzen Haaren und gewählter Sprache“ aufgetreten sei, unter Verfolgungswahn gelitten haben musste. „Wir haben solche Problemfälle fast täglich, aber man denkt natürlich nicht, dass dann einmal so eine Bluttat daraus entsteht“, sagt Kurtz. Von einer Weitergabe des „Falls“ an die Polizei habe die Detektei seinerzeit abgesehen. „Zumal Herr R. keinerlei Anzeichen von Gewaltbereitschaft zeigte.“

Teile des Manifestes habe Tobias R. dem Ermittler in dem Dortmunder Landhaus vorgelesen. Die offen rassistischen Inhalte hätten dabei allerdings weniger eine Rolle gespielt. „Unser Ermittler hat das Manifest am Donnerstag nach dessen Veröffentlichung im Internet wiedererkannt. Danach haben wir unsere Kontakte geprüft und sind auf Tobias R. gestoßen“, erzählt Kurtz. Vorwürfe, die Sache nach dem Treffen auf sich beruhen gelassen zu haben, macht sich der Detektei-Inhaber nicht. „Die Polizei würde uns nicht ernst nehmen, wenn wir jeden Spinner melden würden.“ Jetzt allerdings hat er sein Wissen über den Täter von Hanau selbstständig an die Polizei weitergegeben.


Richtigstellung


Patrick Kurtz hatte nie persönlich Kontakt mit Tobias Rathjen. Diverse Mitarbeiter der Detektei Kurtz hatten telefonischen Kontakt zum mutmaßlichen Täter von Hanau und einzig der Dortmunder Detektiv Holger E. traf sich persönlich mit ihm. Dabei tätigte Tobias Rathjen keinerlei Äußerungen gewalttätigen, gewaltverherrlichenden oder fremdenfeindlichen Charakters.


Hinweise


Der Originalartikel von Olaf Kupfer erschien in der Westdeutschen Zeitung. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


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