19.000 Liter Bier verschwunden – Kollektiver Kassenabrechnungsbetrug in Restaurant


Tataufklärung per Detektiv-Einschleusung durch die Kurtz Detektei Düsseldorf


Ein renommierter niederrheinischer Gastronomiebetrieb wandte sich an die Kurtz Detektei Düsseldorf, als interne Kassenprüfungen erhebliche Differenzen zwischen den Abfüllmengen und den Jahresumsätzen aufdeckten. Das Missverhältnis belief sich auf rund 19.000 Liter Bier. Da betriebsinterne Analysen keine klare Ursache aufzeigten, fiel der Verdacht auf systematische Unterschlagung durch das Personal – und unsere Detektive aus Düsseldorf wurden beauftragt, Klarheit zu schaffen.


Mann zapft Bier an Theke; Detektiv in Düsseldorf, Detektei in Düsseldorf, Privatdetektiv in Düsseldorf, Privatdetektei in Düsseldorf

Der Verdacht: Geld verschwindet durch Schwarzverkauf am Tresen


Im Rahmen einer Vorbesprechung samt Voranalyse zwischen dem Geschäftsführer des Gastronomie-Unternehmens und dem zuständigen Einsatzleiter unserer Wirtschaftsdetektei in Düsseldorf wurde schnell eruiert, dass dem Service-Personal in den Bereichen Ausschank und Gästebedienung diverse theoretische Möglichkeiten zur Verfügung standen, Bestellungen nicht einzubuchen. Konkret bestand der Verdacht, dass die Gäste bestellungsgemäß bedient wurden und entsprechend bezahlten, vereinzelte Zahlungen jedoch systematisch nie ins Kassensystem und die Rechnungen nie ins Buchungssystem eingespeist wurden.

Um dem Sachverhalt auf den Grund zu gehen, wurde ein umfassendes Konzept bestehend aus der Einschleusung einer Ermittlerin als Kellnerin in den betroffenen Betrieb sowie aus dokumentierten Testkäufen vereinbart. Nachfolgend konzentrieren wir uns in diesem Fallbericht auf die Erlebnisse im Zuge der Einschleusung, auch Inklusion genannt. Unsere Düsseldorfer Detektivin sollte sich in das Kollegium einfügen, persönliche Beziehungen aufbauen, um Vertrauen zu schaffen, und auf diese Weise sukzessive Hinweise auf die Tathergänge sammeln. Im Fokus stand von Anfang an ein erfahrener Oberkellner, der sich durch auffällig hohe private Ausgaben seit dem Vorjahr verdächtig gemacht hatte – darunter eine neue Immobilie, ein hochwertiger Neuwagen und Fernreisen. Eine interne Befragung zum Thema Abrechnungsdefizit ließ ihn nervös erscheinen, ein Geständnis gab es jedoch nicht.


Zugriff durch verdeckte Einschleusung – „Probearbeit“ mit Ermittlungsauftrag


Nach dem Vor-Ort-Termin mit der Geschäftsführung wurde entschieden: Die Ermittlerin der Kurtz Detektei Düsseldorf sollte für die Einschleusung eine falsche Identität und eine so genannte Legende erhalten (vereinfacht: Umzug nach Düsseldorf, Jobsuche im Servicebereich). Zum nächsten Monatsersten begann sie einen (scheinbar) regulären Dienst als Theken- bzw. Servicekraft im Zielunternehmen.

Schon am ersten Tag fielen ihr Unregelmäßigkeiten auf: Bierausgaben ohne Bon, Bargeld, das direkt in die Schürzentasche wandert – und eine auffällige Nähe zwischen bestimmten Mitarbeitern, die sich flüsternd untereinander abzustimmen schienen. Schnell ließen sich konkrete Tatmuster identifizieren. Der Tathergang variierte dabei und bediente sich mehrerer Varianten.


Getränke ohne Bon – und ein Umschlag mit Bargeld


An ihrem zweiten Wochenende im Dienst, also nachdem ein sachtes Grundvertrauen zur Belegschaft geschaffen worden war, beobachtete unsere Privatdetektivin aus Düsseldorf über mehrere Stunden hinweg, wie mehr als 40 Biere und Spirituosen gezapft und serviert wurden, ohne dass ein Beleg erstellt wurde. Am Ende der Schicht übergab der Oberkellner ihr kommentarlos einen Umschlag mit 50 Euro in bar, begleitet von einem knappen „gut gemacht“. Ein Kollege erklärte der Ermittlerin im Nachgang, das Geld sei ihr Anteil an den nicht registrierten Einnahmen – so funktioniere das hier eben.

Der gleiche Kollege offenbarte später, dass einzelne Mitarbeiter auf diese Weise regelmäßig über 2.000 € monatlich „nebenbei“ erwirtschaften würden. Womöglich war es die Gier, die den Tätern letztlich zum Verhängnis werden sollte. Denn der Privatdetektivin wurde von mehreren „Kollegen“ berichtet, dass man die Unterschlagungen ursprünglich in kleinerem Kreis und mit niedrigeren Summen begonnen hatte. Hätte man sich dauerhaft mit dieser Strategie begnügt, wären die Differenzen zwischen Warenverbrauch und Kassenumsätzen womöglich nie aufgefallen. Diese Gier nach immer mehr ist ein typisches Verhaltensmuster bei wiederholt begangenen Eigentumsdelikten, treffend beschrieben von Sänger Till Lindemann im Rammstein-Lied Mehr: „Bin nie zufrieden / Es gibt kein Ziel / Gibt kein Genug / Ist nie zu viel“.


Briefumschlag mit Euro-Scheinen; Privatermittler in Düsseldorf, Detektivagentur in Düsseldorf, Detektivbüro in Düsseldorf, Wirtschaftsdetektei in Düsseldorf

„Wenn du was dazuverdienen willst …“ – Einladung zur Beteiligung am Betrugssystem


An einem anderen Abend wurde die Ermittlerin von dem mutmaßlichen Haupttäter (dem genannten Oberkellner) unter vier Augen angesprochen. Sinngemäß sagte er ihr: „Wir bekommen hier alle nur Mindestlohn. Wenn du was dazuverdienen willst, sag Bescheid. Wir schauen dann, wie wir’s machen.“

Selbstredend zeigte sich unsere Privatermittlerin aus Düsseldorf sehr interessiert an diesem Angebot. In der Folge lernte sie per freundlicher Einweisung durch mehrere Kollegen die Praxis kennen: Wurde eine Bestellung aufgenommen, aber keine Quittung verlangt, unterblieb die Kasseneingabe systematisch. Das hierdurch einbehaltene Geld wurde in einer Art Schwarzpool gesammelt und regelmäßig anteilig verteilt.


Konzertierter Betrug durch die gesamte Belegschaft


Im Verlauf der vierwöchigen Ermittlung konnte unsere Detektivagentur aus Düsseldorf über 850 einzelne Fälle dokumentieren, in denen Getränke ohne Kasseneingabe ausgeschenkt wurden, teils offen am Tresen, teils verdeckt durch Signalwörter oder Gesten. Der bestätigte Täterkreis umfasste 12 Personen – bei insgesamt 14 Mitarbeitern im Service-Bereich! Und auch die beiden verbliebenen Mitarbeiter waren nicht aus der Verantwortung zu nehmen, denn sie wussten Bescheid und duldeten die Vorgänge stillschweigend. Der soziale Druck im Team war hoch: Wer nicht mitmachte, galt als Außenseiter. Wer zu viel fragte, wurde isoliert. In mehreren Fällen wurden sogar offen Drohungen ausgesprochen, darunter (sinngemäß): „Wenn du aus der Reihe tanzt, siehst du hier bald nur noch deinen Spind von innen.“ Der von Anfang an hauptverdächtigte Oberkellner tat sich bei dem gesamten Betrugsgebilde als Koordinator hervor. Es gab feste Rollen und gegenseitige Absicherung. Ein System beruhend auf Gier, Druck, Bedrohung, Angst und einer morbiden Form von Gruppenloyalität.

Ebenfalls bemerkenswert: Offenbar existierten eigene „Strichlisten“, die in privaten Notizbüchern oder Portemonnaies geführt wurden, um die internen Abrechnungen abzustimmen. Als besonders perfide erscheint die Regelung, dass ein Teil der Schwarzumsätze an eine Vorgesetzte ausgezahlt wurde, die „von nichts wusste“, aber jeden Monat einen Briefumschlag erhielt. So zumindest lauteten die belastenden Aussagen mehrerer Beteiligter, die unsere Düsseldorfer Detektive im Nachgang der Einschleusung sammelten (siehe unten).


Interne Abrechnungsmechanismen unterwandert


Das Abrechnungssystem im Betrieb war bewusst schwach kontrolliert: Mitarbeiter erstellten ihre eigenen Schichtabrechnungen, die nur lose geprüft wurden. Die Geschäftsleitung war „von der alten Schule“ und setzte auf Vertrauen und Ehrlichkeit statt auf Generalverdacht und Kontrolle. Besonders in den späten Abendstunden – wenn die Geschäftsleitung nicht mehr anwesend war – wurde diese Firmenpolitik in Form von systematischer Abrechnungsmanipulation perfide ausgenutzt. Getränke wurden nur dann nachgebucht, wenn Gäste ausdrücklich um eine Quittung baten.

In einem beispielhaften Fall beobachtete unsere Detektivin aus Düsseldorf, wie ein Gast sieben Getränke bestellte und 34,90 € bar zahlte, ohne dass eine Quittung ausgestellt oder der Betrag in der Kasse verbucht wurde. Erst als der Gast nach einem Beleg fragte, wurde die Buchung nachträglich getätigt.


Kellner an elektronischer Kasse; Wirtschaftsdetektiv in Düsseldorf, Wirtschaftsermittler in Düsseldorf, Detektiv-Team in Düsseldorf, Detektei Ratingen

Ergebnis: Über 23.000 € Schaden dokumentiert – Täter identifiziert


Dank der umfangreichen Dokumentation unseres Detektiv-Teams aus Düsseldorf (in Form sowohl der hier dargestellten Einschleusungsmaßnahme als auch der eingangs erwähnten Testkäufe) konnten die Haupttäter identifiziert und das Vorgehen in einem gerichtsverwertbaren Ermittlungsbericht festgehalten werden. Der mutmaßliche Kopf des Netzwerks (Oberkellner) wurde schließlich im Beisein eines unserer Ermittler mit der gesammelten Beweislage konfrontiert, hüllte sich zunächst in Schweigen und versuchte nach Abschluss seines Reflexionsprozesses, andere aus dem Team als Haupttäter zu belasten und sich selbst als Mitläufer und Opfer von Gruppenzwang darzustellen. Als die Geschäftsführung weitere Täter konfrontierte, kam es zu einer Kettenreaktion: Anschuldigungen gegeneinander, versuchte Beweisvernichtung, Geständnisse, Entlassungen. Mehrere der überführten Täter erhofften sich Strafminderung durch belastende Aussagen; einer von ihnen bezifferte die Zusatzeinnahmen des Oberkellners auf über 70.000 € allein im zurückliegenden Jahr. Alle (bis auf er selbst) nannten sie übereinstimmend den Oberkellner als Kopf des Betrugssystems und Haupttäter.

Insgesamt wurden im Rahmen der Einschleusung Unterschlagungen mit einem Schadenswert von über 23.000 € dokumentiert – in lediglich einem Monat, und das auch allein während der Schichtzeiten der Detektivin! Die Geschäftsleitung ergriff zivil- und strafrechtliche Schritte. Die Einschleusung erwies sich als entscheidendes Instrument, um das Schweigekartell zu durchbrechen.


Beteiligungsquote an organisiertem Betrug stimmt nachdenklich


Dieser Fall verdeutlicht: Gerade in Gastronomie und Hotellerie sind Arbeitnehmer-Delikte zum Schaden des beschäftigenden Unternehmens niedrigschwellig. Wo Bargeld, Bonpflicht und Eigenverantwortung zusammentreffen, ist das Betrugsrisiko hoch. „Gelegenheit macht Diebe“ dürfte anhand der Erfahrungen unserer Wirtschaftsdetektive in Düsseldorf eine der zutreffendsten Redewendungen der deutschen Sprache sein. Man vergegenwärtige sich nur, wie selbstverständlich es den Rädelsführern im vorliegenden Fall erschienen haben muss, dass die neue Kollegin das Spiel schon mitspielen würde – schließlich wurde sie nach nicht einmal zwei Wochen Dienst bereits in die Machenschaften involviert. Eine solche Verfahrensweise beruht auf dem Erfahrungswert, dass bislang immer alles gut gegangen ist, sprich: dass keine der zuvor rekrutierten Personen „gesungen“ hat. Oder anders ausgedrückt: 14 Personen wurden vor die Wahl gestellt, entweder ihre Jobs vertragsgemäß zu erledigen oder sich zum Schaden ihres Arbeitgebers durch eine gewerbsmäßige Straftat selbst zu bereichern, und alle 14 entschieden sich gegen eine Rückmeldung an den Arbeitgeber, 12 von 14 für die aktive Teilnahme an einem gewerbsmäßigen, bandenartigen Betrug. Das wirft ein bedenkliches Bild auf den Allgemeinzustand unserer Gesellschaft. Gleichsam erstaunlich ist, wie vertrauensselig Menschen handeln können, an denen selbst jegliches Vertrauen verloren ist. 

Das alles verdeutlicht: Sowohl im Schadensfall als auch präventiv sind externe, neutrale Ermittler bei vielen Betriebsstrukturen unverzichtbar, um sich vor Schädigungen durch das eigene Personal zu schützen. Die Kurtz Detektei Düsseldorf steht Unternehmen mit Sicherheitsexperten und Detektiven in RatingenNeuss, der Gartenstadt selbst und in der gesamten Region als erfahrener Partner zur Seite – diskret, rechtssicher und effizient.


Hinweis


Zur Wahrung der Diskretion sowie der Persönlichkeitsrechte von Auftraggebern und Zielpersonen wurden alle Namen und Orte in diesem Fallbericht bis zur vollständigen Unkenntlichkeit verändert. 


Kurtz Detektei Düsseldorf

Grafenberger Allee 293

D-40237 Düsseldorf

Tel.: 0211 9874 0021

E-Mail: kontakt@kurtz-detektei-duesseldorf.de

Web: https://www.kurtz-detektei-duesseldorf.de

Google: https://g.page/kurtz-detektei-duesseldorf

Originalbeitrag: https://kurtz-detektei-duesseldorf.de/news-aus-der-welt-der-detektive/19-000-Liter-Bier-verschwunden-Kollektiver-Kassenabrechnungsbetrug-in-Restaurant/

„Big Brother im Homeoffice“ – Handelsblatt-Artikel mit Detektiv Patrick Kurtz von der Kurtz Detektei Düsseldorf


Was tun die Beschäftigten eigentlich während der Heimarbeit? Einige Unternehmen greifen bereits zu Schnüffelsoftware. Die ist jedoch nicht nur rechtlich umstritten.


Für zwei Artikel zum Thema Mitarbeiterüberwachung in Corona-Zeiten auf dem Portal karriere.de sowie im Handelsblatt befragte Handelsblatt-Journalistin Melanie Raidl unter anderem Detektiv Patrick Kurtz von der Kurtz Detektei Düsseldorf. Nachfolgend der Artikel aus dem Handelsblatt:


Handelsblatt: „Big Brother im Homeoffice“


Kontrolle am Arbeitsplatz


Es klingt wie ein schlechter Krimi. Detektive beobachten seit Tagen die Wohnung eines Verdächtigen. Er öffnet die Haustür, geht nach draußen zu seinem Auto und fährt los. Sein Ziel: ein Baumarkt. Sein Einkauf: Fertigrollrasen. Der Auftraggeber ist ein Unternehmer, der dank minutiöser Ermittlungsarbeit nun Gewissheit hat, dass sein Angestellter sich um die Arbeit drückt.

Wenn die Mitarbeiter wegen der Corona-Pandemie im Homeoffice sind, fragen sich viele Chefs, was sie dort treiben. Medienberichten zufolge erhalten Detekteien zahlreiche Aufträge von Unternehmen, die ihren Leuten misstrauen. Bei einer Frankfurter Firma sollen es derzeit bis zu 25 Kundenanfragen pro Tag sein, berichten „Die Zeit“ und das „Hamburger Abendblatt“.

Doch es sind längst nicht mehr nur private Ermittler, die mit viel Aufwand und zu hohen Kosten Angestellte beschatten. Denn anders als berichtet, konnte der Bund Internationaler Detektive (BID) in einer bundesweiten Mitgliederumfrage keine höhere Nachfrage zur Aufklärung von „Homeoffice-Betrug“ feststellen. Stattdessen kommt offenbar eine neue Überwachungsmethode in Mode.

Digitale Überwachungsprogramme, beschönigend auch „Monitoring-Tools“ genannt, erfahren seit Ausbruch der Corona-Pandemie reißenden Absatz. Die Start-ups, die diese Tracking-Programme entwickeln, kommen überwiegend aus den USA und haben Namen wie ActivTrak, Timedoctor oder Hubstaff.

In den USA nutzen zahlreiche Unternehmen, unter anderem American Express und die Bank of America, solche Überwachungsprogramme. Betriebsräte, die Einwände äußern könnten, gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten selten, Arbeitnehmerrechte kaum.

In Deutschland ist das anders. „Es gibt hier eine klare Rechtsprechung“, sagt Arbeitsrechtler Peter Wedde von der Frankfurt University of Applied Sciences, der sich in seiner Promotion mit der Fernüberwachung von Telearbeit befasst hat. „Eine Totalüberwachung, bei der der Arbeitgeber jeden einzelnen Arbeitsschritt überwachen kann, ist in Deutschland nicht zulässig.“

Doch das hält Unternehmen hierzulande offenbar nicht davon ab, solche Programme zu verwenden. Auf Anfrage hat das US-Monitoring-Start-up Hubstaff bestätigt, dass es auch Anfragen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern gibt. Welche Kunden dahinterstecken, verschweigt Hubstaff. Nur so viel: Seit März ist die Nachfrage im Vergleich zum Vorjahr dreimal so hoch. Und das, obwohl es nicht nur hohe rechtliche Hürden gibt, sondern auch Zweifel an der Effektivität.


Homeoffice ohne Hose; Detektei Düsseldorf, Detektiv Düsseldorf, Wirtschaftsdetektei Düsseldorf
Das Homeoffice zählt zum höchstpersönlichen Lebensbereich – Detektive haben keinen Zugriff. Der Nachweis von Arbeitszeitbetrug im Homeoffice ist folglich nur unter sehr günstigen Umständen möglich (z.B. bei einer offenkundigen Urlaubsreise etc.).

Kontrolle statt Vertrauen


Schon seit den Anfängen der Industrialisierung kontrollieren Arbeitgeber ihre Mitarbeiter. So ließ etwa der englische Textilunternehmer Ambrose Crowley Ende des 17. Jahrhunderts jeden Tag um 21 Uhr eine Glocke läuten, die den Beginn der Sperrstunde in der Arbeitersiedlung signalisierte, die er für seine Mitarbeiter errichten ließ. Alkohol trinken war nicht erlaubt, und auch andere Aktivitäten, die die Arbeitskraft des Mitarbeiters beeinträchtigen, wurden mit Strafen geahndet. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in einigen Fabriken Englands den Mitarbeitern sogar das Tragen einer eigenen Uhr verboten. Die Kontrolle über die Zeit hatten die Unternehmer.

Seitdem haben sich die Arbeitsverhältnisse zwar gewandelt. Doch damals wie heute geht es Arbeitgebern darum, die Produktivität der Mitarbeiter sicherzustellen oder sie zu erhöhen. In Fabriken oder Bürogebäuden können die Arbeitgeber das einfacher umsetzen. Im Homeoffice jedoch können sie nicht mehr jeden einzelnen Arbeitsschritt kontrollieren. Der Arbeitgeber muss seinen Mitarbeitern vertrauen – oder er greift zur Software von Hubstaff.

Das US-Start-up verspricht, die Produktivität der Mitarbeiter zum Teil deutlich steigern zu können. Unternehmen müssten dafür zehn Dollar im Monat pro Mitarbeiter ausgeben. Einmal aktiviert, steht dem Arbeitgeber eine Fülle von Überwachungsmethoden zur Verfügung. Das reicht von der simplen Aufzeichnung von Tastaturanschlägen und Mausbewegungen über die Überwachung des Surfverhaltens im Internet bis hin zur GPS-Ortung von Mitarbeitern.

Timedoctor bietet weitergehende Überwachungsfunktionen. So werden in regelmäßigen Abständen Videos vom Bildschirm eines Mitarbeiters aufgenommen. Alle zehn Minuten schießt die Webcam zudem ein Foto, um sicherzustellen, ob der Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz sitzt.

Doch Hubstaff und Timedoctor sind verglichen mit Enaible nur der erste Schritt. Das Bostoner Start-up nutzt zusätzlich einen Algorithmus, um die gesammelten Daten automatisch auszuwerten, ohne dass ein Mensch die Qualität der Arbeit bewerten muss. Die Werbeagentur Omnicom Media Group nutzt Enaible bereits, mit der US-Fluggesellschaft Delta Airlines und der US-Apothekenkette CVS Health ist das Unternehmen nach eigenen Angaben in Gesprächen. Seit dem Ausbruch des Coronavirus habe sich die Nachfrage vervierfacht.

Gründer Tommy Weir erklärt gegenüber dem Technologiemagazin „Technology Review“, wie seine Software funktioniert: „Stellen Sie sich vor, Sie leiten Angestellte, und Sie können ihnen den ganzen Tag über die Schulter schauen und Ratschläge geben, wie sie ihren Job besser machen können. Das ist es, was wir mit unserem Tool versuchen zu ermöglichen.“

Mitarbeiter bekommen von der Maschine Lob und Tadel in Form von Produktivitätswerten. Die Künstliche Intelligenz wird zum Einpeitscher. Der Vorgesetzte sieht nur noch das Endergebnis. Für manche dürfte das wie ein Horrorszenario klingen.


Der gläserne Angestellte wurde schon häufig in utopischen bzw. dystopischen Romanen und Filmen thematisiert. Die Realität bewegt sich immer weiter in Richtung der Fiktion.

Kein Plus an Produktivität


Und es ist auch äußerst fraglich, wie sinnvoll so eine Überwachung ist. Es gibt Studien, die nahelegen, dass die Produktivität dadurch nicht steigt. So fanden die britischen Anthropologen Michael Fischer und Sally Applin in der Studie mit dem Titel „Watching Me, Watching You“ heraus, dass Überwachung am Arbeitsplatz dazu führe, dass Menschen ihr Verhalten öfter ändern, um sich dem Verhalten von Maschinen anzupassen. Ihr Fazit: Überwachung macht nicht unbedingt produktiver, sondern eher maschinenähnlicher.

Auch Arbeitspsychologin Simone Kauffeld von der TU Braunschweig sieht die Mitarbeiterüberwachung – egal ob analog oder digital – kritisch. Zusammen mit Kollegen untersucht sie anhand einer Umfrage, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf die virtuelle Zusammenarbeit hat.

„Ich empfinde das aus arbeitspsychologischer Sicht als No-Go“, sagt sie. Der Arbeitgeber müsse nicht über jeden einzelnen Arbeitsschritt oder Arbeitstag einen Rapport erhalten. „Das Einzige, was ein Vorgesetzter wissen muss, ist, ob ein Mitarbeiter eine Aufgabe in einer bestimmten Zeit bewältigen kann.“

Die permanente digitale Überwachung könnte das Vertrauensverhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer empfindlich stören, zumal nicht alle Mitarbeiter im Homeoffice gleichermaßen produktiv sein können, wie Kauffeld erklärt. „Es wird welche geben, die sagen, dass sie im Homeoffice viel produktiver sind. Andere Arbeitnehmer jedoch werden froh sein, wenn sie wieder im Büro arbeiten können.“

Selbst Patrick Kurtz, der über seine Detektei Überwachungsdienstleistungen für Unternehmen und Privatpersonen anbietet, hat Zweifel. Vor allem in Zeiten des Homeoffice ergebe eine Überprüfung nur wenig Sinn, da die Arbeitszeiten zu Hause flexibler gestaltet werden können als im Büro.

„Nur weil jemand mal rausgeht und private Besorgungen macht, heißt das noch lange nicht, dass er seiner Arbeit nicht vertragsgerecht nachkommt“, sagt Kurtz. Außerdem gehöre der Wohnbereich zum höchstpersönlich geschützten Lebensbereich, der für Privatermittler wie in der Detektei Kurtz in Düsseldorf ohnehin absolut tabu sei.

„Und was die digitalen Überwachungsmöglichkeiten betrifft, gibt es klare rechtliche Einschränkungen in Deutschland. Wenn wir Spionagesoftware auf einem Computer aufspielen wollen, benötigen wir zunächst die Einwilligung des Nutzers. Deswegen ist das legale Anwendungsgebiet sehr klein“, so Kurtz.


Überwachte Vertrauensarbeitszeit


In der modernen Arbeitswelt stoßen die digitalen Überwachungstools ohnehin an ihre Grenzen. Berufe, in denen sich die Tätigkeit täglich wiederholt, zum Beispiel im Callcenter oder in der Kundenbetreuung, lassen sich noch am ehesten statistisch auswerten. „Doch es gibt Berufe, deren Arbeitsproduktivität kann mit solchen Tools schlichtweg nicht gemessen werden“, sagt Arbeitsrechtler Wedde.

Bei Kreativberufen oder Jobs ohne feste Arbeitsabläufe versagen die digitalen Überwacher. Sie sind auch nicht in der Lage, die Arbeit zu erfassen, wenn ein Mitarbeiter beispielsweise Ideen für eine neue Strategie oder ein Projekt sammelt und diese nicht in seinen Computer eintippt, sondern in sein Notizbuch.

„Letztlich sind diese Tools nur Statistikprogramme, die mit einer hohen Rechnerleistung laufen. Über die Qualität der Arbeit eines Angestellten sagen diese Programme kaum etwas aus“, sagt Wedde. Sie suggerieren allenfalls eine objektive Auswertung der Arbeitsproduktivität.

Für den Arbeitsrechtler ist das Verhalten von Arbeitgebern, die zur digitalen Überwachung ihrer Mitarbeiter neigen, ohnehin widersprüchlich. Der Aufschrei bei vielen Arbeitgebern sei groß gewesen, als im vergangenen Jahr der EU-Beschluss zur Arbeitszeitkontrolle erlassen wurde. Sie argumentierten, dass die Arbeitszeiterfassung mit der Vertrauensarbeitszeit nicht vereinbar sei.

„Paradox wird es jedoch, wenn Arbeitgeber nun auf Überwachungstools zurückgreifen, um Mitarbeiter im Homeoffice zu kontrollieren. Vertrauensarbeitszeit bei gleichzeitiger Kontrolle gehen nicht zusammen“, sagt Wedde. Und Unternehmen gehen beträchtliche Risiken ein, wenn sie ihre Mitarbeiter ungefragt beschatten.

Denn die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) setzt enge Grenzen, was das Sammeln von Daten betrifft. Laut Wedde hätten Arbeitnehmer die Möglichkeit, auf Basis der DSGVO Schadensersatzansprüche geltend zu machen, sollten sie ohne rechtliche Grundlage oder ohne eine schriftliche Einwilligung am Arbeitsplatz überwacht worden sein. Sollte einem Unternehmen eine illegale Überwachung der Mitarbeiter nachgewiesen werden können, droht sogar eine Strafe von bis zu vier Prozent des Konzernumsatzes.

Weddes Fazit lautet daher: „Ein guter Vorgesetzter sollte auch ohne technische Tools in der Lage, sein die Produktivität seiner Mitarbeiter einzuschätzen.“


Hinweise


Der Originalartikel von Melanie Raidl und Roman Tyborski erschien im Handelsblatt. Die Hervorhebungen (Fettschrift) und Verlinkungen auf dieser Seite können vom Original abweichen.


Kurtz Detektei Düsseldorf

Erkrather Straße 401

D-40231 Düsseldorf

Tel.: 0211 9874 0021

E-Mail: kontakt@kurtz-detektei-duesseldorf.de

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